Fragen und Antworten

Wenn Sie Fragen haben, bitte rufen Sie uns an oder emailen Sie uns! Hier sind Antworten auf einige Fragen die oft gestellt werden.

Von Dr. med. Günther Montag

 

Ich möchte auf einige häufig gestellten Fragen zu den Seminaren und den Familien-Aufstellungen eingehen.

 

 

Wie läuft eine Familien- Aufstellung ab?

 

Wir können Aufstellungen nur verstehen, wenn wir über das Stellvertreter- Phänomen Bescheid wissen.

 

Weil wir Stellvertreter brauchen, finden Aufstellungen in einer Gruppe statt. Wer ein Anliegen hat, wählt aus der Gruppe Teilnehmer, die er nicht kennt, als Stellvertreter aus für sich und für die Personen um die es geht, und stellt sie nach seinem Gefühl im Raum in Beziehung zueinander auf. Auch für eine "Störung" oder ein Symptom kann ein Stellvertreter stehen.

 

Wie in einem lebenden Bild wird deutlich, wie in dieser Familie wer zu wem steht und wer fehlt.

 

Die Stellvertreter fühlen die Gefühle der Person, die sie vertreten, sie werden vorübergehend dieser Person ähnlich, sogar körperliche Symptome der betreffenden Person treten kurzzeitig auf.

Wir suchen durch schrittweises Umstellen eine Lösungsaufstellung. Dabei findet jeder, auch die bisher Ausgeschlossenen, seinen angemessenen Platz, an dem er sich gut fühlt.

Die gefundene Lösung kann durch heilsame Sätze vertieft werden, die ausgesprochen werden und mit großer Kraft in die Tiefe wirken. Beispiel: "Jetzt sehe ich dich, und ich achte dich, und ich lasse das bei dir, was zu dir gehört". Diese Lösungssätze werden in jeder Aufstellung neu gefunden. Nicht immer gibt es eine "vollkommene" Lösung - aber etwas kommt in Bewegung.

 

 

Zu welchen Themen kann man Aufstellungen machen?

 

Aufstellungen helfen zu Fragen des Miteinanders in:

* Ursprungsfamilie
(Wieviel Geschwister habe ich?
Frieden schließen mit den Eltern.
Trage ich etwas für jemand aus einer früheren Generation?
Woher kommt meine Wut?)

* Gegenwartsfamilie
(Was steht zwischen mir und meinem Partner?
Will etwas aus einer früheren Beziehung gelöst werden?
Wie viele Kinder habe ich?
Was trägt mein Kind für mich? Für wen?)

* Beruf und Organisationen
(Was hindert meinen Erfolg?
Wer gehört dazu?
Ist unsere Rangordnung in Ordnung?
Welche Fusion oder Kooperation hat Zukunft?
Welcher Mitarbeiter paßt in den Betrieb?),

* Entscheidungen
Ja-Nein-Aufstellung:
Wen soll ich einstellen?
Welches Haus soll ich kaufen?

* Heilkunde:

Den Zusammenhang zwischen Krankheit und Seele verstehen
Symptom-Aufstellungen: Was will mir die Krankheit sagen?
Auf wen schaut mein Symptom?
Zu wem führt mich meine "Verrücktheit"?

 

 

Gibt es Aufstellungen auch im Einzelgespräch?

 

Ein kleiner Ersatz für "lebende" Aufstellungen sind zum Beispiel Aufstellungen mit Figuren auf dem Tisch. Aber die kann man nicht so gut fragen, wie sie sich fühlen! Trotzdem haben sie oft schon einiges ans Licht gebracht und in Einzeltherapien geholfen. Mancher Klient hat durch die Figurenaufstellung Mut zu einer Aufstellung mit echten Menschen in einer Gruppe bekommen.

 

 

Was ist die „klassische“ Form der Aufstellung?

 

Die klassische Form ist noch mehr mit dem Verstand machbar, nachvollziehbar. Der Klient schildert sein Anliegen, Stellvertreter für bekannte Personen werden aufgestellt, nach ihren Gefühlen gefragt, bei Bedarf umgestellt bis eine Lösung sichtbar wird. In unseren Seminaren beginnen wir manchmal zum Eingewöhnen mit der klassischen Form und gehen dann in die neue Form über.

 

 

Was ist die „neue“ Form der Aufstellung?

 

In der neuen Form, die oft auch „das geistige Familienstellen“ genannt wird, erfragen wir nur sehr wenig Information vom Klienten. Es gibt meist nur wenige Stellvertreter, die oft nicht wissen wen sie vertreten, sie dürfen sich nach einer Zeit der Sammlung intuitiv bewegen, der Leiter greift wenig ein. Wir vertrauen mehr den Stellvertretern. Auch der Leiter der Aufstellung muß die Haltung wie ein Stellvertreter haben, sich führen lassen ohne begreifen zu wollen, ohne eingreifen zu wollen. Statt zu „machen“ werden wir geführt, von einer Kraft die noch über das Familien-Kraftfeld hinausgeht, von der wir wenig wissen - nur daß sie uns allen mit gleicher Liebe zugewandt ist und das Getrennte zusammenführt.

 

 

Was ist die Bedingung, dass Aufstellungen gelingen?

 

Familienaufstellungen soll man nicht aus Neugier machen, sondern nur wenn man ein ernsthaftes Anliegen hat.

Aufstellungen gelingen nur mit Liebe und Achtung vor allen die zu unserer Familie gehören, und im Einklang mit dem Größeren, das uns trägt.

Ein erfahrener Leiter ist nötig. Er muss Wissen um die Ordnungen der Liebe und die Ebenen des Gewissens haben. Er sollte Lebenserfahrung haben, und muss auf dem Weg der Versöhnung mit seiner eigenen Familie sein.

Das Gelingen hängt auch sehr von den Teilnehmern ab. In der Seminargruppe sollen wir uns in den Stellvertreter-Rollen gesammelt den Eindrücken hingeben und ohne Absicht sein, auch ohne die Absicht zu helfen. Es ist kein Schauspielern, kein Besserwissen  und kein Ratgeben, sondern es geht um das Anschauen einer Familie, wie sie ist, auf einer tiefen Ebene jenseits der Worte und Urteile.  

 

 

Macht jeder im Seminar eine Aufstellung?

Alles, was in den Seminaren geschieht, ist für alle.

Schon bei der geführten Meditation am Anfang des Seminars, und beim Zuschauen oder Stellvertreten für Andere klärt sich für viele etwas Eigenes, ohne eigene Aufstellung, und ohne dass die Anderen davon wissen.

Es gibt kurze und lange Aufstellungen und auch andere Wahrnehmungsübungen in Kleingruppen, an denen alle teilnehmen können.

Darum gibt es bei uns keinen Extra-Preis und auch keine Garantie für eine eigene Aufstellung.


Wie wird bei den Seminaren die Privatsphäre geschützt?

Für die Aufstellungen und Übungen braucht man fast keine Information über die Familie und die Geschichte der Teilnehmer. Man braucht also nicht viel in der Gruppe zu erzählen.

Die Aufstellungen sind fast ohne Worte.

Man kann sogar „anonyme“ Aufstellungen machen, wo nur der, der das Anliegen hat, weiß welcher Stellvertreter für wen steht.

Natürlich ist nach den Seminaren Schweigepflicht für persönliche Dinge der Teilnehmer. Jeder behält seine Würde.


Kann jeder zu solchen Seminaren kommen?

Ich möchte die Teilnehmer gern vorher persönlich kennenlernen und bemühe mich, sie so auszuwählen, daß sich jeder in der Gruppe wohlfühlt. Und ich brauche sozusagen eine innere Erlaubnis ob ich etwas für jemanden machen darf.


Kann man sich auf eine Aufstellung vorbereiten?

Man soll bereit sein an die Eltern und Familie mit Achtung zu denken, eigene Gefühle zu hinterfragen, Eigenanteile an gegenwärtigen Konflikten zu sehen.

Manchmal ist es hilfreich, Eltern oder Verwandte, natürlich mit Respekt, nach besonderen Schicksalen in der Familie zu fragen - zum Beispiel: Gab es Kinder die nur kurz gelebt haben, zum Beispiel abgetriebene und abgegangene oder früh gestorbene? Wurde jemand ausgeschlossen? Wer ist wessen Vater? Hat jemand einen besonderen Weg gewählt? Das ist die Vorbereitung für den Verstand.

Aber man kann die Aufstellung nicht planen. Es läuft immer anders.

Und was braucht die Seele als Vorbereitung? Zeit der Stille, meditieren, sich öffnen für die Liebe, die an dein Herz klopft. Wir sind immer in Vorbereitung für das Neue das kommt.


Gibt es auch Aufstellungen ohne Lösung?

Lösungen kann man nicht „machen“. Sie werden uns geschenkt. Lösungen sind immer nur teilweise. Uns wird nur der nächste Schritt gezeigt.

Die Aufstellung ist ein Same. Sie sie bringt etwas in Bewegung.

Manchmal muss ein Weg, der blind in die Tiefe geführt hatte, noch eine Zeitlang wissend weiter in die Tiefe gehen, bevor er sich wissend nach oben ins Licht wenden kann.

Manchmal muss man eine Aufstellung abbrechen - doch der Abbruch ist eine sehr wirksame Intervention. Das Anschauen des Ist-Zustandes klärt etwas und führt uns zum angemessenen Ernst, setzt Kraft zum weiteren Suchen und zur Selbstheilung frei.

Manche möchten jetzt noch keine Hilfe und können sie jetzt auch noch nicht annehmen. Sie spüren, sie müssen jetzt erst noch Erfahrungen machen - und haben ein Recht auf diese Erfahrungen. Das müssen wir als Leiter respektieren.


Was sind die kurzfristigen Nachwirkungen der Seminare und der  Aufstellungen?

Auch ohne eigene Aufstellung wirkt das Seminar bewegend. Man ist am Tag danach oft müde, es war ja eine seelische Arbeit. Es ist meist ein angenehmes Gefühl von „glücklich-müde“.

Auch eine Stellvertreter- Rolle die man für jemand anders übernommen hat, kann noch eine Zeitlang nachklingen und an Eigenes erinnern.

In der Zeit danach braucht man Ruhe, die freie Natur, es ist gut wenn ein lieber Angehöriger in der Nähe ist, und manchmal kommt das Bedürfnis für einen stillen Besuch an einem Grab.


Was sind die langfristigen Nachwirkungen der Aufstellungen?

Es kommt immer darauf an, ob wir in der Grundhaltung der Achtung und Liebe zu unserer Familie und zu den höheren Kräften bleiben.

Wir verstehen einander besser. Wir kommen vom Ich-Denken zum Wir-Denken.

Vielleicht kann eine Trauerarbeit vollendet werden.

Vielleicht findet eine Versöhnung statt. Wir beenden heimliche Vorwürfe, zum Beispiel an die Eltern. Wir entlassen sozusagen jemand aus einem inneren unsichtbaren Gefängnis, in dem wir ihn festgehalten hatten. Das befreit zugleich einen abgespaltenen Persönlichkeitsteil von uns selbst. Denn unser inneres Kind war vielleicht auch aus Versehen mit eingesperrt in der Gefängniszelle.

Das braucht natürlich Zeit. Nicht die Aufstellung erledigt es für uns, aber wir werden durch sie angeregt zu einer geistigen Arbeit.

Nach einer Zeit darf dann manches Schwere für immer vorbei sein. Neues wächst. Wir entdecken die verborgene Liebe in uns, sie kann wieder fließen. Wir finden unseren Platz in unserer Familie. Wir erleben auch im täglichen Leben die gute Kraft, die gleichzeitig das in uns Getrennte und die in der Familie Getrennten zusammenführt. Wir und die Anderen spüren zugleich immer mehr Wärme, Liebe und Verbindung.


Braucht man Nach-Betreuung nach einer Aufstellung?

Es ist normalerweise gut, nach einer Aufstellung das Erlebte ruhen und wirken zu lassen, ohne viel zu reden oder sofort äußerlich im Verhalten etwas zu ändern. So sammelt sich Kraft für die richtigen Schritte zur richtigen Zeit.

Ich bemühe mich um Zusammenarbeit mit Hausärzten, Helfern und Therapeuten der Seminarbesucher und ermutige, mit diesen Kontakt zu halten. Viele Ärzte und Therapeuten besuchen selbst meine Seminare.

Es gibt eine schöne Vielfalt an Therapieverfahren, die sich gegenseitig ergänzen. Zum Beispiel die Verhaltenstherapie, die uns hilft, unser Verhalten in kleinen Schritten zu ändern.

Eine besondere Ergänzung zu den Seminaren sind die Meditationen in kleinen Gruppen, die wir regelmäßig anbieten. Das kommt auch dem Wunsch vieler Seminarteilnehmer entgegen, in Kontakt zu bleiben.


Wie viele Aufstellungen braucht man in der Regel?

Das Wesentliche löst sich oft in nur einer Aufstellung, und bleibt gelöst.

Bei manchen sind mehrere Aufstellungen sinnvoll, in Stufen vom Nahen zum Früheren, also von der Gegenwartsfamilie zur Ursprungsfamilie, vielleicht dann noch zu einem zurückliegenden Geheimnis, das jetzt noch wirkt. Aber das zeigt die Zeit. Aber: Mindestens einige Monate Abstand zwischen den Aufstellungen ist wichtig.


Gibt es Forschungsergebnisse über die Nachwirkungen von Aufstellungen?

Für so tiefgreifende Veränderungen, wie sie hier beschrieben sind, sind die in der Forschung üblichen Fragebogentests nur ein unvollkommenes Werkzeug.

Als Qualitätssicherung mache ich regelmäßig freiwillige Patientenbefragungen per email, einige der Rückmeldungen sind in die Fallbeispiele in meinen Büchern eingeflossen.

Eine Sammlung von Studien über Wirkungen von Familien-Aufstellungen: (Seite der DGFS, Deutsche Gesellschaft für Systemaufstellungen): http://www.familienaufstellung.org/studien


Wie verändern Aufstellungen unsere religiösen Vorstellungen?

Der Blick auf die ganze Familie, auch die Vergessenen, Verachteten und Ausgeschlossenen, führt zu einem Helfen "jenseits von Gut und Böse" - jenseits der Spaltungen, die durch vordergründiges moralisches Urteilen oder enge religiöse Dogmen erzeugt wurden. Wir lernen, tiefer und weiter als bisher zu glauben, zu verstehen und zu lieben.


Was sind die Voraussetzungen, um das Familien-Aufstellen zu lernen?

Lebenserfahrung, Berufserfahrung, ein Herz für Menschen, Humor und Liebe. Eine positive Grundhaltung, dem Schicksal und dem Leben zustimmen.

Sich um Einklang bemühen mit den eigenen Eltern und Familie.

Man kann anderen den Weg nur so weit zeigen wie man ihn selbst schon gegangen ist.

Man kann nur so viel helfen wie man selbst rein ist.

Das ist ein lebenslanges Wachstum.

Auf, wachsen wir weiter!

 

 

Was empfehlen Sie zum Lesen?

 

An der Quelle ist die Kraft am größten. Nach vielen Versuchen und Vergleichen (ich lese sehr viel!) kann ich die Bücher von Bert Hellinger von ganzem Herzen als Bestes empfehlen, sie berühren tief. Es gibt über 80 Bücher von ihm, in viele Sprachen übersetzt.

 

Zum Einstieg empfehle ich z.B. diese Bücher von Bert Hellinger:

  • für Klienten, Paare:
    "Glück das bleibt - wie Beziehungen gelingen"
  • für Berater:
    "Die Liebe des Geistes“
    und
    "Alles ist weit"

(www.hellinger.com. Dort auch viele Texte in der Rubrik „Familienstellen“)

 

ich freue mich auch ein eigenes Buch vorstellen zu können, siehe dort.

 

 

Dr. med. Günther Montag
dr.g.montag@gmx.net

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